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Hilfreiches für die Qualitätsarbeit 2 (20.06.2024)

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Schulentwicklung sehen (Martin Hautz)

Ein Visualisierungskonzept zur Schulentwicklung der Mittel- und Sportmittelschule Königsweg Reutte

"Was man nicht sieht, existiert nicht" gilt auch für die Schulqualität. Transparenz, Kommunikation und Sichtbarmachung von Schulqualitätsmaßnahmen sind von größter Wichtigkeit. Schulen sind lebendige Qualitätssysteme, in denen Wachstum und Entwicklung nicht nur an akademischen Leistungen gemessen werden dürfen. Die Visualisierung von Engagement und Innovation der Handelnden ist ein wichtiger Fokus von QMS.

Abb. 1: Schulentwicklung visualisieren

Die wiederentdeckten agilen Methoden mit ihren Kanban-Boards als eine Art institutionalisierter Visualisierung systemischer Zusammenhänge (siehe hier auch den Beitrag "Agiles Projektmanagement mit Scrum" von Margit Fuchs in der ersten Ausgabe der QMS Post) greifen zurück auf die vom Automobilkonzern Toyota nach dem zweiten Weltkrieg eingeführten Designkärtchen (heute wäre „Post-it“ eine passende Übersetzung), die den Produktionsprozess revolutionierten und Toyota aus einer existentiellen Krise in die Liga weltweit führender Industrieunternehmen katapultierte.

Kanban-Boards als Bestandteil agiler Methoden der Schulentwicklung erobern die Konferenzzimmer, dem Zeitgeist entsprechend auch in digitaler Form. Waren bisher in Schulen an diversen Pinnwänden oder in Vitrinen eher offizielle Aussendungen, Menüpläne, Zeitungsartikel zu tagesaktuell diskutierten Schulthemen oder diverse Anzeigen aus dem Kollegium zu sehen, weht nun mit Kanban-Boards ein frischer Wind durch die Konferenzzimmer.


Die Mittel- und Sportmittelschule Königsweg Reutte geht einen anderen Weg und verwendet eine Schulentwicklungsinstallation, die alle Mitglieder der Bildungsgemeinschaft informiert und einbindet, um so eine Kultur der Transparenz und Zusammenarbeit zu fördern. Das Ziel dieses innovativen Kommunikationskanals ist es, einen demokratischen Informationszugang zu schulweiten Entwicklungen zu schaffen, bei dem alle Lehrkräfte und Teams rechtzeitig und transparent informiert und einbezogen werden. Gäbe es eine „Schulentwicklungsbiennale“ nach venezianischer Art, könnte man bei diesem Projekt vom „Reutte-Pavillon“ sprechen.

Die Idee der konkreten Visualisierung von Schulentwicklung in Reutte könnte für andere Schulen eine Möglichkeit sein, individuell und durchaus auch innovativ mit Schulentwicklung umzugehen. Je besser für alle an Schulqualität und Schulentwicklung Teilhabende die Ziele, Wege, Ergebnisse und Erfolge im öffentlichen Raum sichtbar sind, umso effizienter kann die Umsetzung von QMS gelingen. Die kreative Sichtbarmachung der pädagogischen Leitvorstellungen einer Schule wäre nach diesem Vorbild ebenfalls denkbar. Kommunikation und Transparenz sind jedenfalls zwei Eckpfeiler von Schulentwicklung im Team.


Die Installation

Drei parallele Bahnen führen entlang der Wand des zentralen Bereichs der Schule über zwei Ebenen. Die Verläufe der Schulentwicklungsthemen werden ausgehend von einer Starttafel auf Zeitlinien themenspezifisch dargestellt, erledigte Entwicklungsschritte grün markiert und weitere Wege als Laufbahnen bis zum Ziel im ersten Stock geführt. Im Startbereich zeigen die Logos von drei weißen T-Shirts die Entwicklungsthemen.

Abb. 2: Unterer Teil der Installation

Bildquelle: MS Königsweg Reutte

Abb. 3: Mittelteil der Installation

Bildquelle: MS Königsweg Reutte

Abb. 4: Oberer Teil der Installation

Bildquelle: MS Königsweg Reutte


Interview mit Schulleitung Myriam Koch, Q-SK Julia Tanaskovic und Q-SK Benedikt Guem (MS Königsweg Reutte)

Das folgende Interview zur visualisierten Schulentwicklung der Mittel- und Sportmittelschule Königsweg Reutte wurde mit der Schulleiterin Myriam Koch und den zwei Q-SK Julia Tanaskovic und Benedikt Guem geführt.


Frage 1: Wie seid ihr auf die Idee gekommen (bzw. wer ist auf diese Idee gekommen), eure Schulentwicklung im Schulgebäude sichtbar zu machen?

Schulentwicklung kann nur gelingen, wenn alle Lehrer/innen eingebunden sind. Somit muss man transparent arbeiten. Die einzelnen Teams, die intensiv am Schulentwicklungsplan arbeiten, müssen voneinander wissen und auch jene Lehrer/innen, die nicht direkt an einem der Themen beteiligt sind, müssen die Themen unseres Schulentwicklungsplanes kennen. Deshalb wollte ich als Schulleiterin den Schulentwicklungsplan für alle sichtbar machen. Das Gesamtergebnis war dann ein Gemeinschaftsprodukt unseres QMS-Teams, das sich regelmäßig zu Besprechungen trifft.

Wir stellten uns die Frage, wie wir im Rahmen des Schulalltags jede/jeden erreichen und miteinbeziehen können. Schlussendlich haben wir uns auf die Visualisierung im Treppenhaus zum ersten Stock geeinigt, da hier täglich jede/jeder vorbeigeht.


Frage 2: Welcher Aufwand (und für wen) war mit der Visualisierung verbunden?

Geplant hat diese Wand das QMS-Team. In einer Besprechung haben wir die Inhalte der Visualisierung festgehalten. Wir wollten kurz, klar und übersichtlich formulieren.

Die beiden Q-SKs haben die Wand gestaltet. Die Materialien haben die Q-SKs mit Hilfe einer Lehrerin für Technik und Design (Aufzeichnen der T-Shirts auf den Spanplatten) erstellt. Hierfür wurden die Informationen, die wir als QMS-Team erarbeitet haben und jene, die wir von den einzelnen Teamleitern der Schulentwicklungsthemen erhalten haben, zusammengetragen.

Geschätzter Aufwand: ca. 10 Stunden (verteilt auf Freistunden, Nachmittage)


Frage 3: Wie war die Reaktion seitens der Schüler/innen, der Lehrenden und der Eltern?

Die Schüler/innen waren während des Aufbaus und einige Zeit danach sehr neugierig und fragten beim Vorbeigehen, was das ist. Nach kurzen Erklärungen war aber deutlich, dass sie sich wenig unter "Schulentwicklung" vorstellen können. Die Schüler/innen finden die Sichtbarmachung des Schulentwicklungsplanes sicher interessant, allerdings sind das Kinder und Jugendliche im Alter von 10-14 Jahren, deren Sichtweise eines Schulalltages eine ganz andere ist als die der Lehrer/innen und der Direktorin. Diese Gespräche mit den Schüler/inne/n über Schulentwicklung waren ein Anfang.  Es gab uns aber den Ansporn, zu überlegen, bei welchen Themen eine Einbindung kindgerecht möglich ist.

Von Seiten der Lehrpersonen bekamen wir äußerst positives Feedback. Lehrerkollegen und -kolleginnen waren beim Aufbau ebenfalls interessiert. Die Lehrpersonen wissen über unsere drei großen Entwicklungsbereiche Bescheid. Viele von Ihnen sind bei der Schulentwicklung in Arbeitsgruppen involviert. Es wurde aber doch hervorgehoben, dass nun jeder Bescheid weiß, an welchen Projekten gearbeitet wird. 

An Elternabenden, am Vorstellungsabend oder Elternsprechtagen konnte ebenso ein Interesse seitens der Eltern festgestellt werden. Zudem wurden die Eltern an einem Elternabend zum Thema Handynutzung aktiv eingebunden und über unsere Vorgehensweise und Ziele der Schulentwicklung zu diesem Thema informiert.


Frage 4: Hat sich die Sichtbarmachung eurer Ziele und der Qualitätsarbeit gelohnt? Wird die „Installation“ auch upgedated?

Die Sichtbarmachung hat sich dahingehend gelohnt, da bereits erreichte Ziele und ausstehende Ziele visualisiert worden sind. Durch Gestaltung unseres Schulentwicklungsplans im Schulhaus wurde das Thema an sich verstärkt wahrgenommen. Ebenso wird sie stetig erweitert, sobald neue Schritte und Projekte erledigt wurden.


Frage 5: Wie waren eure Rückmelde- und Reflexionsschleifen zu diesem Projekt? Gab es Besprechungen? Feedbacks?

Das QMS-Team (Direktorin Myriam Koch, Benedikt Guem und Julia Tanaskovic) steht im regelmäßigen Austausch, hält Besprechungen ab, tauscht sich mit dem Kollegium aus und reflektiert Fortschritte und auch Verbesserungswünsche. Alle Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Arbeit zur Schulentwicklung werden bei Teamnachmittagen und Konferenzen kontinuierlich dem gesamten Team vorgestellt, gemeinsam reflektiert und besprochen. Weitere Schritte werden festgelegt und verfolgt.


Frage 6: Welche eurer Maßnahmen zur Umsetzung eures SEPs sind die wirkungsvollsten? Spielt das Sichtbarmachen von Entwicklungsplänen und -schritten eine Rolle?

Die wirkungsvollsten Maßnahmen aus den einzelnen Bereichen sind die Real-life-challenge, das erweiterte Sportangebot im Pausenhof und die Einrichtung des MINT-Raums.

Was die Real-life-challenge betrifft, haben uns die hohen Bildschirmzeiten, die mit den Applikationen „Digital Wellbeing“ und „Bildschirmzeit“ gemeinsam mit den Kindern evaluiert wurden, dazu bewogen, uns Challenges zu überlegen, die den Jugendlichen dabei helfen, aus der virtuellen Welt auszusteigen und im Real-life anzukommen, deshalb der Name. Auf unserer Homepage (www.nmsk.tsn.at) kann man sich die Challenges ansehen.

Die Real-life-challenge war bereits im letzten Jahr ein großer Erfolg, da sich die Bildschirmzeiten sichtbar verringert haben. So haben wir uns entschieden, diese heuer zu wiederholen, somit sehen die Kinder (verbildlicht an der Wand im Schulgebäude), dass sie Teil des Schulentwicklungsplans sind.

Abb. 5: Q-SK Julia Tanaskovic bei der Präsentation der Installation

Bildquelle: MS Königsweg Reutte

Dekoration: Visualisierung

Abb. 6: Visualisierung

Für den Fortschritt des Schulentwicklungsplans sind vorwiegend Arbeitsgruppen zuständig, die fortlaufend an der Umsetzung der gesetzten Ziele arbeiten. Die Visualisierung des Plans hilft uns "am Ball zu bleiben". Bei jedem Gang vorbei an der Wand wird uns der Status quo des Schulentwicklungsplans und die künftigen Ziele präsentiert. Zudem erinnert uns diese Wand daran, weiterzuarbeiten und hält somit auch die Motivation am Leben. Sie hilft uns dabei, den roten Faden nicht zu verlieren, die Ziele im Auge zu behalten und ihnen Schritt für Schritt näher zu kommen.

Das Projekt der MS Reutte wurde im Rahmen eines Netzwerktreffens den Q-SK der Bildungsregion West vorgestellt und von den Anwesenden sehr interessiert aufgenommen.


Autor: 

Martin Hautz (Q-RK, Bildungsregion West), Interview mit Schulleitung Myriam Koch, Q-SK Julia Tanaskovic, Q-SK Benedikt Guem

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

letzte Aktualisierung: 20.06.2024