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Die externe Schulevaluation in QMS

Header für die Rubrik Hilfreiches für die Qualitätsarbeit

Die externe Schulevaluation liegt in Österreich in der Zuständigkeit des BMBWF (§ 5 BD-EG, § 227b BDG). Schulevaluator/innen analysieren die Qualität der schulischen Prozesse und des Unterrichts unter Bezug auf den Qualitätsrahmen für Schulen. Im Fokus steht dabei immer der Anspruch, die Unterrichtsqualität und das Lernen der Schüler/innen zu verbessern (siehe dazu www.schulevaluation.at).

Bernhard Chabera leitet die zuständige Abteilung III/7 im BMBWF. Wir haben ihm zum Thema externe Schulevaluation einige Fragen gestellt.


1. Herr Chabera, bitte können Sie unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen: Wie läuft die externe Schulevaluation ab? Wie ist die Organisation dahinter und wer macht was?

Unser Evaluationsverfahren beginnt immer damit, dass wir noch vor dem Sommer mit allen Direktorinnen und Direktoren Kontakt aufnehmen, deren Schulen im kommenden Schuljahr evaluiert werden. So haben die Schulen genügend Zeit, in ihrer Jahresplanung die externe Evaluation und insbesondere den Besuch des Evaluationsteams am Standort zu berücksichtigen.

Wir besprechen dann mit den Schulleitungen und den Lehrkräften immer genau die Zielsetzungen, den zeitlichen Ablauf und unsere Evaluationsmethoden. Es ist uns wichtig, dass alle Beteiligten wissen, was sie erwartet.

Manche Lehrkräfte reagieren mit Skepsis, wenn sie hören, dass wir auch den Unterricht beobachten. Das liegt vielleicht daran, dass es in vielen Schulstandorten immer noch keine Tradition des Hospitierens gibt. Wenn wir aber unser methodisches Vorgehen erklären, das ja gar keine Bewertung des Unterrichts einzelner Lehrkräfte vorsieht, sondern immer die Qualität des gesamten Standorts in den Blick nimmt, legt sich diese Skepsis in der Regel rasch.

Das eigentliche Evaluationsverfahren beginnt dann mit einer Dokumentenanalyse, bei der das Evaluationsteam insbesondere Einsicht in wichtige QMS-Planungsunterlagen und pädagogische Konzepte der Schule nimmt, sich aber auch standortbezogene Daten wie die sozioökonomische Ausgangssituation der Schule oder das Abschneiden bei Schülerleistungsmessungen wie iKMPLUS ansieht. Danach folgt eine Fragebogenerhebung, in der wir die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Eltern um ihre Einschätzungen zur Qualität der Schule bitten.

Es ist wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Qualitätsbewertungen der externen Schulevaluation sich immer auf verschiedene Datenquellen und verschiedene Perspektiven der am Schulleben beteiligten Gruppen beziehen. Nur so können möglichst objektive, datenbasierte Einschätzungen zur Qualität eines Schulstandortes getroffen werden.

Zumindest für die Schulen selbst wird die externe Evaluation am deutlichsten durch den nächsten Verfahrensabschnitt sichtbar: Unseren Besuch am Standort und im Unterrichtsgeschehen. Wir sind für 2 – 3 Tage an den Schulen, - immer in Teams zu zweit und bei sehr großen Standorten auch zu dritt oder mehr. Das ist erforderlich, damit wir für jeden Schulstandort eine ausreichend große, repräsentative Anzahl von Unterrichtsbeobachtungen durchführen können. Mit Hilfe eines standardisierten Beobachtungsbogens sehen wir uns stichprobenartig nach bestimmten Kriterien die Unterrichtsqualität an, - verteilt über die gesamte Stundentafel und die an diesen Tagen unterrichtenden Lehrkräfte.

Während unseres Besuchs führen wir außerdem Interviews mit der Schulleitung und jeweils mehreren Vertreterinnen und Vertretern der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler und der Eltern. Wichtig ist dabei, dass wir immer verschiedene Perspektiven zu bestimmten Qualitätsfragen einholen, also nicht nur erfassen, wie z.B. etwas von der Schulleitung wahrgenommen wird, sondern auch von den Schülerinnen und Schülern oder den Lehrkräften und Eltern.

Sind alle erforderlichen Daten erhoben, bewertet das Schulevaluationsteam zentrale Qualitätsbereiche aus allen 5 Dimensionen des Qualitätsrahmens. Diese datenbasierten Einschätzungen des Evaluationsteams werden dann der Schulleitung, dem Kollegium sowie den Schulpartnern in Form eines Ergebnisberichts und in Rückmeldegesprächen zur Kenntnis gebracht. Auch die Schulaufsicht erhält Einsicht in den Ergebnisbericht. 

Timeline externer Schulevaluation

2. Welche Funktion erfüllt die externe Schulevaluation im Qualitätsmanagement für Schulen (QMS)?

Die externe Schulevaluation hat im QMS die Funktion, den Schulen durch eine qualitätsgesicherte Analyse sowohl Stärken als auch Entwicklungsfelder in ihrem Qualitätsmanagement und Unterrichtshandeln aufzuzeigen. Sie soll Impulse für die weitere Qualitätsentwicklung am Standort geben. Wir erinnern die Schulen aber immer daran, dass die externe Evaluation zwar eine sehr wichtige datenbasierte und umfassende Bestandsaufnahme der Standortqualität darstellt, aber bei nachfolgenden Entwicklungsprozessen auch alle anderen vorhandenen und nicht weniger wichtigen Datenquellen, wie z.B. iKMPLUS, Ergebnisse der internen Schulevaluation usw. einbezogen werden sollen.

Und natürlich sind auch externe Evaluationsergebnisse, wie alle anderen Daten, immer im Kontext sonstiger standortbezogener Gegebenheiten zu betrachten. Wir wollen ja, dass die Möglichkeiten der schulischen Autonomie genutzt und von der Schulleitung und dem Kollegium für ihren Standort passende Weiterentwicklungsschritte gesetzt werden, sodass die Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule die für sie besten Lernbedingungen erhalten.

In Österreich erfüllt die externe Schulevaluation aber auch eine wichtige Monitoringfunktion. Auf Basis der Evaluationsergebnisse einer Vielzahl von Schulen führen wir vergleichende Analysen durch, die Hinweise auf die Schul- und Unterrichtsqualität insgesamt geben. Die externe Schulevaluation stellt also auch Steuerungswissen für die Verantwortlichen im gesamten Schulsystem zur Verfügung.

Teile der externen Schulevaluation

3. Welche Schulen werden extern evaluiert?

Prinzipiell ist eine externe Evaluation an allen Schulstandorten in ganz Österreich möglich, sie wird jedoch nicht flächendeckend, sondern nur an ausgewählten Standorten durchgeführt. Unser Schwerpunkt liegt derzeit auf allgemeinbildenden Schulen (VS, MS, AHS), ab dem Schuljahr 2024/25 werden wir erstmals aber auch ASO, PTS und berufsbildende Schulen (HTL, HAK) pilotartig evaluieren.

Die Schulen werden mittels Zufallsstichprobe identifiziert und in unseren jährlichen Evaluationsplan aufgenommen. Schulen sind aber auch eingeladen, aus eigener Initiative eine externe Evaluation direkt bei unserer Schulevaluationsstelle im BMBWF anzufordern. Rund 10 % der bisher evaluierten Schulen haben sich direkt bei uns gemeldet. Mit derzeit rund 2o Schulevaluatorinnen und -evaluatoren können aktuell etwa 120 Schulen jährlich evaluiert werden. Im personellen Endausbau werden es dann bis zu 200 Schulen jährlich sein.

Leserinnen und Leser, die an dieser spannenden Tätigkeit Interesse haben und die erforderlichen Qualifikationen mitbringen, sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu bewerben. Wir schreiben demnächst wieder Stellen für unsere Außenstelle in Salzburg aus.


4. Welchen Nutzen hat eine Schule von der externen Schulevaluation?

Das ist für mich ganz klar: Eine Schule, die sich von uns evaluieren lässt, erhält eine umfangreiche Analyse ihrer Stärken und Entwicklungsfelder von „Evaluationsprofis“, die selbst alle jahrelange pädagogische Praxis mitbringen, also sehr genau über Schule und Unterricht Bescheid wissen. Schulen profitieren durch diese externe Unterstützungsleistung von gut aufbereiteten, qualitätsgesicherten Daten und Informationen, die sie selbst nur mit erheblichem Aufwand bzw. großer methodischer Erfahrung erzeugen könnten.

Einen weiteren großen Nutzen sehe ich darin, dass die Schulevaluatorinnen und -evaluatoren unabhängige Einschätzungen treffen, rein auf Basis der erhobenen Daten. Sie haben keinerlei persönliche Verbindungen zu den Schulstandorten, sind also „unbefangen“. Wir hören daher häufig von Schulleitungen und Kollegien, manchmal auch von der Schulaufsicht, dass mit unseren Ergebnisberichten endlich auch jene „blinden Flecken“ und Entwicklungsfelder auf den Tisch gelegt werden, die am Standort eigentlich jeder kennt, die aber aus unterschiedlichsten Gründen und Interessen nicht klar thematisiert werden. Das ist per se nichts Ungewöhnliches, praktisch jede Organisation kennt das. Der Punkt ist aber, dass dann unsere Rückmeldung besonders nützlich sein kann, um auch bei diesen „heikleren“ Themen am Standort endlich gemeinsam in die Entwicklung zu gehen – weil eben der Hinweis auf Basis von Daten und aus einer unbefangenen Außensicht gekommen ist.

Zielsetzungen externer Schulevaluation

Einen weiteren wichtigen Aspekt möchte ich auch noch betonen: Die bisher durchgeführten Evaluationen zeigen, dass viele Schulen in unterschiedlichsten Bereichen hervorragende, oft sogar beispielhafte Arbeit im Sinne „guter Praxis“ leisten. Im schulischen Alltag wird das aber häufig gar nicht so wahrgenommen und auch nicht entsprechend gewürdigt, auch innerhalb des Kollegiums nicht. Wir geben daher bewusst Schulen auch eine Rückmeldung zu ihren Stärken und hören dann sehr oft, dass diese Anerkennung und Wertschätzung sehr motivierend wirkt und der gesamten Schule neuen Auftrieb gegeben hat.

Wenn Sie also Interesse haben und auch mit Ihrer Schule von einer externen Evaluation profitieren wollen, melden Sie sich gerne bei der Schulevaluationsstelle des BMBWF (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).


letzte Aktualisierung: 02.10.2024